Autor-Archive: Robert Rauh

Fontanes Uetz

Uetz besitzt ein Privileg, das anderen Orten verwehrt blieb: Das kleine Dorf schaffte es, in die Wanderungen aufgenommen zu werden. Zu verdanken hat das Uetz einem Königspaar und einem Dichterkollegen. Und der Fähre. Denn wählte man im 19. Jahrhundert für die Fahrt von Potsdam nach Paretz den kürzesten Weg, musste man die Wublitz in Uetz überqueren.

Potsdam sollte in die „Wanderungen“

Potsdam sucht man im Havelland-Band vergeblich. Dass Fontane jedoch plante, die preußische Residenz aufzunehmen, belegen zwei Notizbücher. Das Notizbuch Havelland von 1869 (A15) enthält eine Gliederung mit 28 Kapiteln. Das umfangreichste ist Potsdam, wozu auch der Abschnitt „Die Garnisonkirche und Gruft“ gehört.

Fontane und die „Werderschen“

Es war eine friedliche Eroberung. Ein Sieg über „unsere Sinne und unser Herz“. Jeden Morgen aufs Neue. Die Eroberer waren die Frauen aus Werder, ihre Waffen Körbe mit frischem Obst. Und der Besiegte war ein Junge in Berlin, der im Morgengrauen auf dem Schulweg die Früchte-Flotte auf der Spree heranschwimmen sah: „große Schuten [Transportschiffe], dicht mit Tienen [henkellosen Körben] besetzt, während auf den Ruderbänken zwanzig Werderanerinnen saßen und ihre Ruder und die Köpfe mit den Kiepenhüten gleich energisch bewegten“. Das sei „ein idealer Genuss“ gewesen, erinnerte sich Theodor Fontane später in seinen „Wanderungen“ an die Werderschen – „die besten Freundinnen unserer Jugend“.

Fontanes Gottberg

Erst war es ein Verdacht. Dann eine Gewissheit. Fontane war nicht in Gottberg. Diese Behauptung grenzt fast an Majestätsbeleidigung. Schließlich erhielt der Ort ein Kapitel in der „Grafschaft Ruppin“. Und es fehlt der Beleg. Aber es gibt eine Reihe von Indizien. Nahezu idealtypisch lässt sich am Beispiel Gottberg verdeutlichen, dass der König der Wanderer nicht in allen Orten war, die er beschrieben hat. Die fontanistische Hofgesellschaft muss jetzt also Stärke zeigen.

Ein bloßer Raritätenladen: Schloss Monbijou

Geblieben ist nur der Name. Er hat überlebt, obwohl der Ort seit sechs Jahrzehnten verschwunden ist. Durchquert man das Areal zwischen Bode-Museum und Oranienburger Straße, begegnet einem die Bezeichnung „Monbijou“ – übersetzt so viel wie „Mein Schmuckstück“ – gleich mehrfach

Nicht nur Langeweile in Neuruppin

Fontane und Neuruppin: Über die Beziehung zwischen dem Dichter und die märkische Metropole scheint eigentlich alles gesagt. Der Dichter wurde hier vor 200 Jahren geboren, kehrte für kurze Zeit als Schüler zurück (1832/33) und widmete Neuruppin in den „Wanderungen“ ein umfangreiches Kapitel…

Fontanes Wunder-Kelch von Kränzlin

In Kränzlin gibt es einen Abendmahlskelch, der Kranken hilft. Fontane berichtet in den „Wanderungen“, er habe gehört, dass die Dorfbewohner, „wenn einer der ihren schwer krank ist“, den Prediger „um etwas Gold vom Abendmahlkelch“ bitten. Sie würden es in die Medizin mischen und fest daran glauben, „wenn noch etwas helfen kann, so hilft das.“ Hat Fontane den Kelch gesehen? Und existiert er noch?

Unterm Strich von Rheinsberg: Zernikow

Veröffentlicht von Gabriele Radecke und Robert Rauh. Die Randbemerkung ist kurz und enthält nur den Hinweis auf eine Zäsur. Was sich in Fontanes Notizbuch über Zernikow findet, ist überschaubar: Friedrich II. habe das Gut Zernikow, das er 1737 erworben hatte, „gleich nach 1740 an Fredersdorff“ verschenkt. Mehr erfährt man nicht. In seinen „Wanderungen“ widmet sich […]

So reimte man damals in Rheinsberg

Veröffentlicht von Gabriele Radecke und Robert Rauh. Der erste Satz ist ein Tourismuskiller. Ausgerechnet Fontane, der die Hauptstädter nach Brandenburg locken wollte, eröffnet sein Kapitel über die Perle der Mark mit dem Reisehinweis: „Rheinsberg von Berlin aus zu erreichen ist nicht leicht. Die Eisenbahn zieht sich auf sechs Meilen Entfernung daran vorüber.“ Der Einstieg lässt […]

Der letzte Schlummer in Lindow

Veröffentlicht von Gabriele Radecke und Robert Rauh. New York hat die Freiheitsstatue, Kopenhagen die kleine Meerjungfrau und Lindow die schöne Nonne. Die drei Frauenfiguren haben einiges gemeinsam: Sie sind das Wahrzeichen ihrer Stadt, stehen am Ufer eines Gewässers – und besitzen einen mythischen Ursprung. Die Sage von der schönen adligen Amelie, die wegen ihrer Liebe […]

Nicht viel Poesie in Tramnitz

Veröffentlicht von Gabriele Radecke und Robert Rauh. Die Straße nach Tramnitz „hat denselben Einsamkeitscharakter“ wie der Weg nach Trieplatz. „Die Dosse-Ufer sind eben von einer ganz besonderen Tristheit“, wusste schon Fontane, der Tramnitz am 17. September 1873 aufsuchte. Das Dorf ist der nordwestlichste Zipfel der Fontane-Ortschaften aus dem ersten „Wanderungen“-Band. Mit seinen etwa 50 Einwohnern […]

Fontane war doch in Strausberg

Veröffentlicht von Gabriele Radecke und Robert Rauh. Strausberger Notizen Bereits Fontanes Reiseplan, den er Hertz am 18. September 1863 unterbreitete, verdeutlicht, dass Strausberg kein Kapitel in den „Wanderungen“ zu erwarten hatte. Denn der Ort sollte lediglich als Verkehrsknotenpunkt dienen. Doch aus der gemeinsamen „Strausberger Reise“ wurde nichts, weil Hertz verhindert war. Stattdessen brach Fontane am […]

Die Trinität von Trieplatz

Veröffentlicht von Gabriele Radecke und Robert Rauh. „Ich bin die Mark durchzogen und habe sie reicher gefunden, als ich zu hoffen gewagt habe“, schreibt Fontane im Vorwort seiner „Wanderungen“. Die kleinen Dörfer am Dosse-Ufer kann er nicht gemeint haben. „Die ganze Gegend“ sei „witwenhaft traurig und mit keinem andern Reize ausgestattet als dem einen, den […]

Die markante Silhouette von Wusterhausen

Veröffentlicht von Gabriele Radecke und Robert Rauh. Eine Stunde Zeit hat Katharina Zimmermann. Die agile Leiterin des Wegemuseums stürmt voran, um uns das zu zeigen, was Fontane in Wusterhausen gesehen hat. Mehr Zeit nahm sich der Wanderer auch nicht: „In einer Stunde hoff ich mit den Sehenswürdigkeiten fertig zu sein“, schrieb er an seine Frau. […]

Die langweilige Kirche von Neustadt

Veröffentlicht von Gabriele Radecke und Robert Rauh. „Wer kennte nicht Neustadt?“, fragt Fontane. Und stellt zu Beginn seines Kapitels fest: Einerseits gehöre es zu den Städten, „von denen die Welt nur den Bahnhof kennt“ und „andererseits zu denen, die beständig verwechselt werden.“ In der Tat: Allein in Deutschland gibt es über zwanzig Gemeinden und doppelt […]

Der groteske Glockenturm von Molchow

Veröffentlicht von Gabriele Radecke und Robert Rauh. Rund 40 Meter trennen das River Café von Molchow. Aber der Weg über den Rhin ist nicht passierbar, weil die alte Brücke seit 2016 gesperrt ist. Ortsfremde, die von Molchow gern in das idyllisch am anderen Ufer gelegene Café wollen, werden auf Zetteln an Bäumen oder von den […]

Die „Zweiteilung“ Ganzers

Veröffentlicht von Gabriele Radecke und Robert Rauh. Fontane hatte die Qual der Wahl. Auf welcher Seite sollte er halten, nachdem er am 11. August 1861 die Ortsgrenze von Ganzer passiert hatte? „Wir […] schwanken“, schreibt er in den „Wanderungen“, „ob wir unser Fuhrwerk nach links oder rechts hin lenken sollen, denn scharf einander gegenüber erblicken […]

Fontanes „Prinzessin Goldhaar“ aus Köpernitz

Veröffentlicht von Gabriele Radecke und Robert Rauh. Mit Köpernitz hatte Fontane zunächst kein Glück. Dabei hatte der Autor sich redlich um einen Kontakt bemüht. Empört schrieb er seiner Schwester Elise im Sommer 1859, dass er „Mitteilungen von Herrn von Zeuner“, dem damaligen Gutsbesitzer, nicht mehr erwarte. Diese Herren seien „alle noch wie die Nachtwächter und […]

Zwangsaufenthalt in Gransee

Veröffentlicht von Gabriele Radecke und Robert Rauh. Theodor Fontane und Königin Luise haben eins gemeinsam: Beide verbrachten eine Nacht in Gransee – unfreiwillig. Beginnen wir mit dem Wanderer. Für die geplante Überarbeitung des ersten „Wanderungen“-Bandes wollte Fontane neue Orte aufnehmen. Hierzu gehörte Gransee – zu Fontanes Zeiten die „östlichste Stadt der Grafschaft Ruppin“ und heute […]

Ein Unikat in Garz

Veröffentlicht von Gabriele Radecke und Robert Rauh. Vom Garzer Wohnturm war Fontane beeindruckt: „Besser als irgend ein anderer alter Burg- oder Schloß-Bau, den ich in der Mark kennen gelernt habe, gibt uns dieser Garzer Turm ein Bild davon“, wie der märkische Adel vor einigen Jahrhunderten gewohnt und gelebt habe. Auf seiner „Sommerreise durchs Ruppinische“ im […]

Wo die Bundeskanzlerin auf Fontane trifft

Veröffentlicht von Gabriele Radecke und Robert Rauh. Würde Fontane heute seine „Wanderungen“ schreiben, käme er wahrscheinlich nicht umhin, Meseberg ein eigenes Kapitel zu widmen. Schließlich empfängt Angela Merkel auf Schloss Meseberg seit 2007 ihre Staatsgäste. Im Ort hat man sich an den hohen Besuch gewöhnt. „Hier wird schließlich Weltpolitik gemacht“, sagt ein Anwohner fast ein […]

Der Dichter und die schöne Sabine

Veröffentlicht von Gabriele Radecke und Robert Rauh. Ist das noch Brandenburg? „Ausgestreckt am Hügelabhang, den Wald zu Häupten, den See zu Füßen, so träumst du hier, bis die wachsende Stille dich erschreckt.“ Es ist die Ruppiner Schweiz. Fontane besuchte sie im September 1864 und widmete ihr ein Jahr später in der Überarbeitung des ersten „Wanderungen“-Bandes […]

Der Streit um das Luch in Barsikow

Veröffentlicht von Gabriele Radecke und Robert Rauh. Dass der große Friedrich im kleinen Barsikow war, wissen die Einwohner von Fontane. Der Ort wird erwähnt in einem Gespräch zwischen König und Amtmann Fromme, das in dem „Wanderungen“-Kapitel „Das Dosse-Bruch“ protokolliert ist. Fromme hatte 1779 den alten Fritz durch das Dosse-Bruch begleitet. Die Rollen sind amtsgerecht verteilt: […]

Dichtung und Wahrheit in Wuthenow

Veröffentlicht von Gabriele Radecke und Robert Rauh. Fontane und Wuthenow ist ein schwieriges Feld. Für Zeitgenossen und Forschung gleichermaßen. Beginnen wir mit Fontanes Berliner Mitbürgern. Seiner Frau Emilie berichtet er 1882, dass der „hiesige märkische Geschichtsverein“ eine Exkursion nach Neuruppin unternommen hätte. In der Einladung war angekündigt: „Fahrt über den See bis Schloß Wuthenow, das […]

Zietens Trauma von Buskow

Von Gabriele Radecke und Robert Rauh. Buskow ist Zietens Trauma. So steht es bei Fontane, der von dem legendären Husaren-General aus Wustrau seit seiner Kindheit fasziniert war. Mit einer seelischen Verletzung seines „Lieblingshelden“ eröffnet Fontane den Abschnitt über Buskow im Kapitel „Dörfer und Flecken im Lande Ruppin“, das der Autor bei der Überarbeitung des ersten […]

Fontane kann auch spukig

Von Gabriele Radecke und Robert Rauh. Fontanes Beitrag über Kampehl kennt nur ein Thema: die Leiche eines Adligen, die „völlig mumifiziert“ in einer alten, „ziemlich wüsten Gruftkammer ruht“. Die Mumie kann seit über 300 Jahren in Kampehl, einem Ortsteil von Neustadt (Dosse), besichtigt werden: Nur über der Hüfte mit einem weißen Tuch bedeckt, liegt der […]

Der Bann von Bechlin

Von Gabriele Radecke und Robert Rauh. Bechlin tanzt aus der Reihe. Dem Dorf am Rande von Neuruppin, räumte Theodor Fontane in seinem „Wanderungen“-Kapitel „Dörfer und Flecken im Lande Ruppin“ eine Sonderstellung ein. Während bei anderen Orten wie Wulkow und Wildberg historische Fakten im Vordergrund stehen, wartet Bechlin mit einer Sage auf. Allerdings hatte der Ort […]

Fontanes zweite Chance in Wulkow

Von Gabriele Radecke und Robert Rauh.   Wulkow ist ein vergessener Ort. Wer das Dorf in den heutigen Ausgaben der „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ sucht, wird es nicht finden. Obwohl es Fontane beschrieben hat. Wulkows Schicksal teilen auch andere Orte im Ruppiner Land. Sie sind Fontanes vergessene Orte. Nur einmal schaffte es Wulkow, das […]

Die fehlende Stufe von Brunn

Von Gabriele Radecke und Robert Rauh. „Brunn war Fontane nur eine Fußnote wert“, sagt Herr Leusmann und winkt ab. In der Tat: Brunn kommt im ersten „Wanderungen“-Band, „Die Grafschaft Ruppin“, zwar vor, aber nur als Anmerkung zum Kapitel „Trieplatz“. In dieser werden weder Kirche noch Herrenhaus erwähnt, und man findet auf knapp zwanzig Zeilen nur […]

Fontanes Brunn

Brunn_Monument Fontane

Brunn liegt etwas ab vom Schuss. Aber der kleine Flecken im Ruppiner Land hat etwas, was Brandenburger und Besucher in anderen Orten – gerade bei dieser Hitze – schmerzlich vermissen: eine Dorfkneipe. Und Fontane war hier. Er interessierte sich in Brunn jedoch weder für Herrenhaus noch Kirche, sondern für ein außergewöhnliches „Monument“. Geschaffen wurde es […]

Die verschwundene Burg von Wildberg

Von Gabriele Radecke und Robert Rauh. Wildbergs prächtig hoher Kirchturm, der über die halbe Grafschaft wegsieht, ist auch für uns schon von weitem sichtbar. Er sei, so hält Fontane in seinem Notizbuch weiter fest, 240 Fuß hoch und der höchste im Kreise. Weil er die Höhenangabe offenbar noch einmal überprüfen wollte, vermerkt Fontane in Klammern […]

Das geheimnisvolle Gentzrode

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Von Gabriele Radecke und Robert Rauh. Gentzrode liegt im Dornröschenschlaf. Versteckt hinter meterhohem Gestrüpp entdecken wir das imposante Herrenhaus und den ehemaligen Speicher mit Wohnturm. Die beiden Gebäude stehen zwar noch, aber aus den Dachrinnen wachsen Birken und durch die kaputten Türen, Fenster und Dächer dringt Feuchtigkeit ins Mauerwerk. Das Herrenhaus gleicht einer Tropfsteinhöhle. Überall riecht […]