Fontanes Brunn

Was Fontane in seinen „Wanderungen“ über Brunn schrieb …

Nur eine Fußnote


Gehört Brunn zu Fontanes „Wanderungen“? Das Ehepaar Leusmann hat diese Frage auf seine Weise beantwortet: Sie haben sich „Die Grafschaft Ruppin“ erst gar nicht angeschafft. „Brunn war Fontane nur eine Fußnote wert“, sagt Herr Leusmann. Seine Frau nickt zustimmend und blättert in ihren gesammelten Unterlagen über Brunn. Die letzten Eintragungen der 80-Jährigen betreffen die seit Juni 2018 laufenden Rekonstruktionsarbeiten an der Kirche, deren Grundmauern aus dem 13. Jahrhundert stammen. Ansonsten hat Brunn, das zur Gemeinde Wusterhausen/Dosse gehört und etwas ab vom Schuss liegt, nicht viel zu bieten. Immerhin existiert eine Dorfkneipe, die man in größeren Orten vergebens sucht. Und Fontane war hier. Was einer weiteren Besonderheit geschuldet ist. Fußnote hin oder her.

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Drakes Monument

Fontane besuchte Brunn im September 1873 – in Vorbereitung auf die  3. Auflage für „Die Grafschaft Ruppin“. Die Anmerkung über Brunn findet sich im Kapitel über das benachbarte Trieplatz. In ihr geht es weder um die Kirche noch um das Herrenhaus, sondern um einen Grabstein, der im Ruppiner Land seinesgleichen sucht. Fontane widmet ihm wenige Zeilen: Im Schloßpark zu Brunn, unter dunklen Tannen und fast am Rande eines stillen Weihers, erhebt sich ein schönes, von Drakes Hand herrührendes Monument, das dem Obersten von Romberg und seinen sechzehnjährigen Sohne errichtet wurde. Das Relief zeigt den Moment des Wiedersehens; beide reichen sich die Hand, und eine hohe Freude verklärt ihre Züge. Außerdem notiert der Wanderer für Brunn die Inschrift am Granitwürfel: die Lebensdaten von Vater und Sohn sowie die Angaben der Witwe und Mutter Amalie von Romberg, die das Monument gestiftet hat.

Im Schlosspark, der inzwischen völlig verwildert ist, wäre das kunstvolle Grabmal womöglich in Vergessenheit geraten. Es wurde umgesetzt und steht heute vor der Kirche. Das Relief wurde restauriert, die Inschrift ist noch zu lesen – nur am Sockel fehlt eine Stufe. Sie zu suchen war eine Herausforderung bei der Recherche.

Brunn 2.0

Was Sie in „Fontanes Ruppiner Land“ über Brunn erwartet … 

Warum Fontane Brunn und der Gutsbesitzerfamilie von Romberg – die in dem Herrenhaus wohnten, an dem er vorbei musste, um an Drakes Monument zu gelangen – kein eigenes Kapitel widmete, ist eine der Fragen für das Kapitel über Brunn, das in meinem Buch den Sprung in den Haupttext schafft. Sie lässt sich mithilfe der beschriebenen Nachbarorte in der Dosse-Gegend beantworten.

Eine weitere Frage ist: Wie kommt ein Drake-Kunstwerk in das kleine Brunn? Der Bildhauer Friedrich Drake (1805-1882) ist ein Rauch-Schüler und wurde für seine Victoria auf der Berliner Siegessäule (1873) berühmt. Amalie von Romberg muss ihn gekannt haben. Aber woher?

Und schließlich die Frage: Wann und warum wurde das Monument umgesetzt? 

Bei der Suche nach der verlorenen Stufe half mir wiederum Familie Leusmann. Begleiten Sie uns also in den verwilderten Schlosspark – auf der Suche nach dem Fundament von Brunns wertvollstem Grabstein.

Erlebnis Brunn

Was man in Brunn sehen, erleben und genießen kann …

Lage:

Brunn befindet sich im Landkreis Ostprignitz-Ruppin. Es gehört seit 1997 zur Gemeinde Wusterhausen/Dosse. Die Stadt Wusterhausen liegt ca. 3 km westlich. Im Ort leben derzeit ca. 240 Einwohner. 

 

Sehenswürdigkeiten:

Brunns Kirche ist ein rechteckiger Saalbau aus Feldsteinquadern, die zum Teil aus dem 13. Jahrhundert stammen. Der Turm wurde 2013/14 restauriert; zurzeit wird der Rest des Gotteshauses umfangreich saniert.

Vor der Kirche steht neben dem Eingang der von Fontane beschriebene Drake-Grabstein für Conrad und Anton von Romberg.

 

Gastronomie:

Die Gaststätte von Renate Heinze in Ortszentrum hat außer dienstags ab 17 Uhr geöffnet, sonntags von 10 bis 12 Uhr.

Chronik Brunn

Was man über Brunn wissen sollte … 

1303
Ersterwähnung Brunns


ab 1540
Familie von Rohr (Tramnitz) als Patron nachweisbar


ab ca. 1794
Beginn der Ära der Gutsbesitzerfamilie von Romberg (aus Westfalen)


1855

Bau eines Rettungshauses („Rettungshaus für sittlich verwahrloste Knaben“) bei Brunn auf Initiative von Max von Romberg mit dem Namen „Heilbrunn“ (heute Betriebsstätte der Stephanus gGmbH)


1873

Besuch Fontanes in Brunn


1909/11

Abriss des baufälligen Herrenhauses; Gutsbesitzerfamilie zog in das Pächterhaus, das heute noch existiert


1928

Vereinigung des Gutsbezirks mit der Gemeinde


1945

Enteignung des letzten Gutsbesitzers Friedrich Wilhelm Freiherr von Romberg


1997

Brunn wird Ortsteil der Gemeinde Wusterhausen


2018

Beginn der umfangreichen Rekonstruktion der Kirche